Auf die Frage, was ein Geldautomat für unseren Ort denn monatlich kosten würde, kam nur müdes Schulterzucken. Sparkassen-Chef Uwe Riediger konnte diese Frage jedenfalls nicht beantworten.
Es war der Höhepunkt einer schwachen Vorstellung des Vorstandsvorsitzenden der Barnimer Sparkasse.
Stattdessen betonte er immer wieder, es ginge überhaupt nicht um die Kosten, sondern um die Neuaufstellung der Sparkasse angesichts der Null- bzw. Minuszinsen wie auch des zunehmenden Online-Bankings und der Verschiebung der Barnimer Bevölkerungsschwerpunkte in den Berliner Speckgürtel, also weg aus der Fläche, hin zu den Ballungsräumen.
Immerhin fast 100 Groß Schönebecker und Bürger aus den Nachbarorten sind der Einladung des Ortsbeirates und des Bürgervereins Groß Schönebeck in den größten Veranstaltungsaal des Ortes gefolgt und haben sich am Dienstag Abend in der Gaststätte "Zur Schorfheide" eingefunden und wollten die Gründe zur geplanten Schließung der Sparkassenfiliale erfahren.
Mit großer Verwunderung nahmen die Gäste dann zur Kenntnis, dass über die Konsequenzen der Schließung und über eine alternative Versorgung mit Bankdienstleistungen noch gar nicht ernsthaft nachgedacht wurde, obwohl die Schließung schon seit 2 Jahren geplant wurde.
Zu Recht sprach Ortsvorsteher Achim Buhrs davon: "Wir werden bei der Grundversorgung auf dem Land von der Politik in Stich gelassen". Der im Landkreis Barmin politisch verantwortliche Landrat und Verwaltungsratsvorsitzende der Sparkasse Barnim, Bodo Ihrke hat sich bisher öffentlich nicht geäußert. Der zu der Veranstaltung terminlich verhinderte Bürgermeister von Schorfheide, Uwe Schoknecht, forderte in einem Schreiben an die Groß Schönebecker "Verwaltungsrat und Vorstand der Sparkasse auf, mit uns gemeinsam nach Alternativen zu suchen." Besondere Verantwortung falle dabei Landrat Ihrke zu, der zudem ja auch für den öffentlichen Nahverkehr zuständig sei, so Schoknecht. Er sei bereit, sich mit allen Kräften bei der Suche nach Lösungen einzubringen.
Rainer E. Klemke, der die Veranstaltung moderierte, verglich die ungleichgewichtige Ausstattung mit Banken und Geldatomaten zwischen Eberswalde und Schorfheide:
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In Eberswalde gibt es auf 48 qkm Stadtfläche 4 Sparkassenfilialen und zusätzlich 4 Geldautomaten
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In der Gemeinde Schorfheide gibt es auf 238 qkm Gemeindefläche künftig nur noch 1 Sparkasse in Finowfurt
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Auf die Fläche bezogen heißt das, dass die Sparkasse in Eberswalde alle 6 qkm erreichbar ist und in der Gemeinde Schorfheide alle 238 qkm. Das heißt, die Geld-Versorgung in der Schorfheide ist 40mal schlechter als in Eberswalde – und damit sind auch die Wege in der Gemeinde zur Bank entsprechend weiter.
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Auf die Einwohner bezogen heißt das, dass in Eberswalde pro Einwohner doppelt so viele Angebote der Sparkasse - sieht man von den anderen dort zusätzlich vorhandenen weiteren 4 Banken ab - doppelt so gut ist wie in Schorfheide. Zählt man sie und die weiteren Geldautomaten mit, ist die dortige Versorgung sogar sechsmal besser als in Schorfheide.
Mit an Zynismus grenzender Arroganz versuchte Riediger das Problem der Schließung auf seine Sparkassenkunden abzuwälzen. Schließlich gebe es ja Online-Banking. Und wer aus dem Umland die Filiale nutzt, der sitzt ja eh schon im Auto, dann kann er auch noch 80km weiter fahren. Und wer mehr Geld braucht, als die 200 EUR Bargeld, die es bei Edeka nur bei Einkäufen über 20 € und nur, wenn man mit Karte zahlt (die z.B. unsere Geflüchteten nicht bekommen) gibt, fällt durch das Raster.
Eine Filiale aus wirtschaftlichen Gründen schließen zu müssen ist das eine, den flächenmäßig größten Teil unserer Gemeinde vom Zahlungsverkehr abzuschneiden ist etwas anderes.
Und wer nicht einmal die Preise für Bankautomaten kennt, offenbart damit, wie wenig ihn der einfache Bankkunde in Groß Schönebeck interessiert.
Aber da kennt er die Groß Schönebecker schlecht. "Wir werden kämpfen", so Achim Buhrs. Und weiter: "Wir werden einen runden Tisch organisieren, wo wir Alternativen für unseren Ort beraten werden". Buhrs will dabei die zahreichen Vorschläge der Bürgerinnen und Bürger aus der Veranstaltung aufnehmen und einer weiteren Diskussion mit allen Verantwortlichen und auch mit anderen Betroffenen, wie z.B. den Kollegen in Lunow, zuführen. "In Groß Schönebeck wurde in den letzten Jahren so vieles und auch als beispielhaft ausgezeichnetes in Gang gesetzt und wir werden uns gerade jetzt, da deswegen immer mehr junge Familien hierher ziehen, nicht abhängen lassen."
Der erste Schritt dorthin ist es, sich zu organisieren. Die Petition "Keine ersatzlose Schließung der Sparkasse in Groß Schönebeck" kann noch 26 Tage unterschrieben werden.
Wer Online unterschreibt, wird regelmäßig über den aktuellen Stand informiert. Ansonsten liegen Unterschriftenlisten für unsere Petition auch in vielen Geschäften im Ort aus.