Offene Briefe des Ortsvorstehers und des Bürgervereins wegen der beabsichtigten Sparkassen-Filialschließung
An den
Vorsitzenden des Verwaltungsrates der Sparkasse Barnim
Herrn Landrat Bodo Ihrke
Paul-Wunderlich-Haus
Am Markt 1
16225 Eberswalde
Groß Schönebeck, den 07. Dezember 2016
Schließung der Sparkassenfiliale in Groß Schönebeck
Sehr geehrter Herr Landrat,
in Ihrer Funktion als Landrat wachen Sie über die Sorgen, Nöte und Bedürfnisse der Barnimer Bürgerinnen und Bürger, in Ihrer Funktion als Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse Barnim vertreten Sie einerseits den Landkreis in diesem Aufsichtsgremium der Sparkasse Barnim und andererseits müssen Sie den wirtschaftlichen Erfolg dieser Bank im Auge behalten. Das ist keine leichte Aufgabe, wenn beide Ziel kollidieren, wie dies bei dem Beschluss, die Sparkassenfiliale in Groß Schönebeck, die dort seit über 100 Jahre als Bank arbeitet, ersatzlos zu schließen.
Unser Ortsvorsteher Hans-Joachim Buhrs hat Ihnen schon übermittelt, was das für unsere rund 500 älteren und alten immobilen Dorfbewohner bedeutet, die sowohl von einer persönlichen Betreuung wie auch von einer Versorgung mit Bargeld ausgeschlossen werden. Die neuste Statistik des Landes zeigt die zunehmende Überalterung von Brandenburg. Mit der Filialschließung treffen sie gerade diese Menschen und halten junge davon ab, aufs Land zu ziehen. Es ist eine Entscheidung, die die völlig unzureichende ÖPNV-Anbindung des wachsenden Dorfes zur Gemeinde nach Finowfurt und zur Kreisstadt Eberswalde erneut in den Focus rückt. Es ist aber auch eine Botschaft, dass der ländliche Raum weiter abgehängt wird, wenn nun auch die Sparkasse schließt, während gerade jetzt immer mehr junge Familien in den Ort ziehen, um sich hier eine neue Heimat zu schaffen.
Das betrifft auch unsere 42 Geflüchteten, die gerade hier Fuß gefasst und sich gut eingelebt haben. Die auf die Bank vor Ort angewiesen sind, nachdem dort mit allen Problemen die Konten eröffnet haben und der Geschäftsablauf eingeübt werden konnte. Nun kommt auf sie eine neue Hürde zu, die sie mit den zusätzlich erforderlichen Fahrten nach Finowfurt zu bewältigen haben.
In der Presse war zu lesen, dass die Sparkassenkunden nur einmal im Jahr die Geschäftsstelle besucht hätten. Wir können solche Zahlen aus eigener Anschauung nicht bestätigen. Bei allen Besuchen dort waren wir nicht die einzigen Besucher und mussten z.T. längere Wartezeiten in Kauf nehmen und Beratungstermine vorher terminlich anmelden. Das gilt auch für den viel frequentierten Geldautomaten, der nicht nur von Dorfbewohnern, sondern auch von vielen Besuchern und Durchfahrenden genutzt wird.
Sehr geehrter Herr Landrat,
wenn sich eine Geschäftsstellenschließung schon nicht vermeiden lässt, dann wäre die Einrichtung eines Serviceterminals der Sparkasse mit Geldein- und Auszahlungs- sowie Überweisungsfunktion für Groß Schönebeck unverzichtbar! Es gibt auch erfolgreiche Modelle in anderen ländlichen Räumen, wo die Sparkasse mit einem Fahrzeug die Dörfer zu festen Zeiten anfährt, um ihre Bankdienstleistungen so an die Kunden zu bringen. Fordern Sie von der Sparkasse kreative Modelle zur Versorgung iher Kunden!
Einfach zu schließen ist aus vielerlei Gründen die schlechteste Lösung, auch für die Zukunft der Sparkasse selbst, die damit ihr Alleinstellungsmerkmal verliert und austauschbar wird mit allen anderen Mitbewerbern. Warum sollte man denn dann bei ihr mit seinen Konten und Vermögensanlagen bleiben, zumal sie nicht die günstigsten Kondtionen am Markt bietet?
Wir möchten Sie und den Verwaltungsrat der Sparkasse dringend bitten, Ihre Entscheidung nochmals zu überdenken und die Einwohner von Groß Schönebeck, Böhmerheide, Schluft und Klandorf sowie Eichhorst wie auch die örtlichen Gewerbetreibenden nicht völlig von Bankdienstleistungen abzuschneiden. Im Zusammenhang mit der anstehenden Kreisgebietsreform schüren solche Entscheidungen des forcierten Rückzugs aus der Fläche erheblichen und zunehmenden Unmut in der Bevölkerung. Es können nicht alle Menschen in der Kreisstadt leben – wir merken die Nachteile des Zugangs (und des damit verbundenen zusätzlichen Aufwands) zu allen Behörden und Versorgungseinrichtungen auf dem Land immer wieder in der Betreuungsarbeit unserer geflüchteten Familien. Stärken Sie stattdessen die ländliche Infrastruktur und ermöglichen Sie so ein attraktives Leben auch in den Dörfern, gerade auch für die älteren Menschen und auch für unsere Geflüchteten!
Wir bitten Sie: Setzen Sie ein Zeichen und stoppen Sie den Rückzug aus der Fläche!
Mit freundlichen Grüßen
Rainer E. Klemke
Sprecher des Willkommensteams des Bürgervereins Groß Schönebeck/Schorfheide e.V.
sowie
Jörg Mitzlaff (Vorsitzender) und Katrin Severin (stellvertretende Vorsitzende)
im Namen der Mitglieder des Bürgervereins Groß Schönebeck/Schorfheide e.V.
Online-Petition und Unterschriftensammlung gegen die Sparkassenschließung
unter
und auf dem Weihnachtsmarkt sowie einigen Geschäften in Groß Schönebeck
Außerordentliche Sitzung des Ortsbeirats von Groß Schönebeck zur Sparkassenschließung
am Dienstag, den 13.12.2016 um 19 Uhr in der Gaststätte "Zur Schorfheide", Ernst Thälmann Str. 49 am Lindenplatz
Presseartikel zur Schließung von Sparkassen-Filialen im (Ober-) Barnim vom 30.11.2016 in der MOZ.