Am 13. Oktober 2016 lud die Kreisverwaltung nach Buckow ein, um dort mit den Vertreterinnen und Vertretern der Barnimer Willkommensinitiativen in einen "Zukunftsdialog" einzutreten. Dabei ging es um die Vorstelllung der verschiedenen Initiativen aus dem Land Brandenburg durch die Koordinierungsstelle in der Staatskanzlei, die sich für Demokratie und rechte Bestrebungen im Lande einsetzen und Beratungsangebote für lokale Akteure machen.
Im Anschluss daran wurden in einer Festveranstaltung Bürgerinnen und Bürger ausgezeichnet, die sich in den Willkommensinitiativen des Landkreises Barnim engagiert haben. Für die Geehrten bedankte sich der Sprecher des Willkommensteams des Bürgervereins Groß Schönebeck, Rainer E. Klemke, bei der Staatssekretärin im Sozialministerium Frau Hartwig-Tiedt, bei der Barnimer Sozialdezernentin Ulonska und der Barnimer Integrationsbeauftragten Böttger für die Zusammenarbeit und Unterstützung und stellt die anwesenden Mitglieder des Groß Schönebecker Willkommensteams vor:
Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Hartwig-Tiedt,
liebe Frau Ulonska,
liebe Frau Böttger,
liebe MitstreiterInnen!
Es ist an mir, Danke zu sagen.
Für diesen anregenden und aufschlussreichen Tag.
Für die Zusammenarbeit mit Ihnen in der Vergangenheit.
Für das gemeinsame Lernen „on the job", in den die Verwaltung wie wir als Initiativen hineingeworfen wurden als mit der Materie weitgehend Unerfahrene. Wobei wir in unserem Willkommensteam den großen Vorteil hatten, mit Annette Flade bis vor kurzem eine Teamleiterin gehabt zu haben, die eine reiche Erfahrung und viele Verbindungen aus ihrer Betreuung von Balkanflüchtlingen aus den 90er Jahren einbringen konnte.
Wir haben uns das nicht so vorgestellt, als wir uns da hineingestürzt haben. Nicht in der Breite des erforderlichen Engagments für unsere Geflüchteten quer durch alle Lebensbereiche. Nicht hinsichtlich der emotionalen Betroffenheit. Nicht hinsichtlich der in- und externen Konflikte, die es auszuhalten galt und gilt. Nicht hinsichtlich der zeitlichen Dimension des Engagments pro Tag und über die Zeit.
Liest man die Aufstellung dessen, was an Hilfestellungen und Projekten über die letzten eineinhalb Jahre bewältigt wurde, glaubt man kaum, dass das möglich war.
Es ist wunderbar, dass diese Arbeit nun auch heute hier seitens des Landkreises in dieser Form gewürdigt wird. Und es ermutigt dazu, weiter zu machen. Dafür möchte ich namens der Willkommensinitiative des Bürgervereins Groß Schönebeck/Schorfheide allen Beteiligten sehr herzlich danken. Das macht Mut in einer Phase, da die Kräfte nachlassen, da sich z.B. junge Mütter aus der Arbeit zurückziehen, weil die eigene Familie und der Beruf auch ihr Recht einfordern. In einer Phase, wo viele im Ort denken: „Nun ist aber langsam genug!", „Wer kümmert sich denn um uns?", auch wenn alle unsere Angebote allen Dorfbewohnern zur Verfügung stehen.
Eine solche Anerkennung ist wirksam nach innen und nach außen und sie kommt zur rechten Zeit.
Aber ich möchte auch sagen, so wichtig eine solche öffentliche Anerkennung auch ist, unsere Kraft ziehen wir aus der Freude an der Entwicklung unserer betreuten Familien, an den kleinen und großen Erfolgen, daraus, wenn uns gemeinsam etwas gelingt, an jedem Fortschritt im bürokratischem Verfahren und aus jeder neuen Lernerfahrung. Die größte Befriedigung ist jedoch das Lachen der oft furchtbar traumatisierten Kinder, die bei uns eine neue Heimat und neue Freunde gefundne haben.
Wer sind wir?
Wir sind eine Arbeitsgruppe des Bürgervereins Groß Schönebeck/Schorfheide mit zahlreichen Nichtvereinsmitgliedern, die sich für die Arbeit mit Geflüchteten engagieren.
Wir sind derzeit ein Kreis von Interessenten und Unterstützern, darunter 19 Aktivistinnen, die dreimal pro Woche mit einer Rundmail über aktuelle Entwicklungen und Weiterbildungen/Presseartikel zu Fragen der Arbeit mit Geflüchteten informiert werden und sich alle vier Wochen zu einem Teamtreffen zusammenfinden.
Wer sind unsere Geflüchteten?
Wir betreuen derzeit 42 Geflüchtete, davon 24 aus Syrien, 17 aus Tschetschenien und einen Pakistani. Bis auf den Pakistani leben alle im Familienverbund.
Was machen wir?
Wir leisten das ganze Betreuungsprogramm von der Wohnung und deren Ausstattung, Schule, Kitabetreuung, Fahrdienste, Behördengänge, Arztbesuche, Versorgung über die TAFEL und ein REGAL für Kleidung und Haushaltswaren. Wir machen Begegnungscafés, gemeinsame Feste bzw. Festbeteiligungen, machen Computer- und Nähkurse, gemeinsame Ausflüge mit Bus und Schiff nach und in Berlin, suchen Paktikums- und Arbeitsplätze und haben ein Free-W-Lan-Netz für alle im Dorf aufgebaut.
Ich habe eine Mitstreiterin und zwei Mitstreiter mitgebracht, die für Schwerpunkte unserer Arbeit stehen.
Da ist Kristan Zunke aus Klandorf, der für das Willkommensteam externe Gremien und Veranstaltungen wahrnimmt und bei uns für Weiterbildungsaufgaben zuständig ist.
Da ist Sabine Jacoby aus Böhmerheide. Sie betreit mit ihrem Mann Ulrich Jacoby eine sechsköpfige Familie als Patin als wären sie deren Großeltern. Sie kümmern sich um die bürokratischen Dinge, um die Mängel in der gegenwärtigen Wohnung, um die schulischen Belange der Kinder und stehen für Fahrdienste zu den Behörden in Finowfurt, Eberswalde und Eisenhüttenstadt zur Verfügung, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln von uns aus gar nicht oder nur zeitweise zu erreichen sind.
Dann wäre Karin Friedrich (die leider nicht dabei sein konnte), für die wir eine BuFDi - Stelle ergattern konnten. Dreimal in der Woche leitet sie die Sprachkurse in unserem Bürgerhaus. Dabei muss sie sich immer wieder auf Neueinsteiger und extrem unterschiedliche Leistungsniveaus einstellen. Nebenher begleitet Sie noch die Computer- und Integrationskurse und gibt regelmäßig in der Schule und zu Hause Nachhilfeunterricht. Sie hilft außerdem beim Stellen von Projektanträgen und hat gerade mit Unterstützung des Landkreises die Grundlage für einen Nähkurs gelegt.
Und da ist Jan Ivers, der als Theaterpädagoge Angebote für Jugendliche macht. Der als Projektleiter unseren „Garten der Nationen" für Geflüchtete und als örtlichen Treffpunkt als Modellversuch des Landes konzipiert und mit den Geflüchteten angelegt hat. Der als Projektleiter mit Förderung des Kulturministeriums unser 350 qm großes Wandbild an einer Scheune betreut. Dafür haben Kinder und Jugendliche der Geflüchteten und der Altbürger von Groß Schönebeck zum 100. Geburtstag des aus unserem Dorf stammenden Kinderbuchautors und Sandmännchendichters Walter Krumbach Entwürfe erarbeitet, die am kommenden Sonntagnachmittag in unserem Gemeindehaus von Jedermann für die Realisierung bewertet werden können. Und außerdem betreut er noch als Pate zwei tschetschenische Familien und vertritt als frisch gebackener neuer Teamleiter das Willkommensteam im Vorstand des Bürgervereins.
Dies sind nur vier Beispiele unserer Arbeit im Ehrenamt, für die ich spreche. Es ist wunderbar, dass es – wie man hier sieht – so viele Menschen im Barnim gibt, die sich so sehr mit ihren Fähigkeiten und Verbindungen einbringen und es ist wunderbar, dass Ihnen diese heutige Veranstaltung gewidmet ist. Dafür sage ich nochmals – auch im Namen meiner MitstreiterInnen - herzlichen Dank.