Flüchtlinge: Willkommensteam und Verwaltung suchen Problemlösungen
Zusammenarbeit zwischen Willkommensteam Groß Schönebeck und Verwaltung
als Modell für Betreuung von Flüchtlingen im ländlichen Raum
Es hatte sich viel aufgestaut an Frust und Erschöpfung bei Annette Flade und dem Groß Schönebecker Willkommensteam zur Aufnahme von Flüchtlingen in dem Schorfheidedorf. Wochenlang hatte das Team von insgesamt 28 Personen aus Groß Schönebeck und den umliegenden Ortsteilen von Schorfheide die Einwohner mit direkter Ansprache beim Dorfgespräch und mit einem Bürgerbrief vorbereitet, Wohnungen ausfindig gemacht, Haushaltsgegenstände gesammelt, Kita- und Schulplätze freigehalten und Betreuer für die Familien sowie für bestimmte Themen (Schule, Sprache, Behörden, Übersetzung etc.) festgelegt. Als dann die ersten beiden Familien aus Tschetschenien und Syrien eintrafen, gab es dann doch einige Kommunikationsprobleme. Nicht mit den Flüchtlingen, sondern zwischen und mit den Ämtern. Die Fragen, wie die Flüchtlinge von Groß Schönebeck mit der NBB nach Berlin-Karow und dann mit der S-Bahn nach Bernau und von dort mit der Regionalbahn nach Eberswalde und da dann mit dem Stadtbus zu den Ämtern (und zurück - eine Tagesreise!) gelangen - und das ohne Sprache und Schrift zu verstehen und ohne Geld, das noch nicht bereit stand, mussten ebenso gelöst werden, wie die schnelle vor-Ort-Beschaffung eines zusätzlichen Bettes, weil mehr kamen als angekündigt und die Regelung von Bankangelegenheiten und die Einweisung in die Gegebenheiten und Geräte in den Wohnungen. Annette Flade und ihre Mitstreiter_innen hatten da alle Hände voll zu tun, Fahrdienste zu organisieren, viele Fragen zu beantworten bzw. ad hoc zu lösen.
Die Barnimer Sozialdezernentin Silvia Ulonska war nun am 15. April in das Groß Schönebecker Bürgerhaus mit Ihren Mitarbeiterinnen Frau Böttger und Frau Bierwirth gekommen, um dem Willkommensteam den Dank des Landrates für dessen umfassendes ehrenamtliche Engagment zu überbringen. Und wichtiger noch: um Lösungen zu finden, wie man aus den Erfahrungen lernen und andere Wege beschreiten kann. Frau Ulonska würdigte dabei die Pionierfunktion von Groß Schönebeck als erstem Dorf, in dem Flüchtlinge in Wohnungen untergebracht wurden und betonte, wie wichtig es sei, aus den hiesigen Erfahrungen zu lernen.
Ebenso pragmatisch wie zielführend schlug sie die Schaffung einer direkten Komunikationsplattform via Internet zu allen Fragen und Problemen vor, die den Informationsfluss zwischen Willkommensteam und den verschiedenen Verwaltungen bündeln und Problkeme schnell lösen helfen soll. Weiter sagte Frau Ulonska zu, dass, wo irgend möglich, die Dinge vor Ort und nicht im Rundlauf bei den verschiedenen Verwaltungen in Eberswalde oder anderswo geklärt werden sollen. Dazu ist eine feste wöchentliche Sprechstunde einer Sozialarbeiterin im Bürgerhaus geplant, die als Anlaufstelle für alle auftreten Fragen dienen soll. Die to do-Liste der Verwaltung für die Wohnungseinweisung soll aufgrund der Anregungen des Willkommensteams erweitert und auch die Frage der Krankenversorgung (Ausstellung von Berechtigungsscheine für Arztbesuche) so geregelt werden, damit es für Erkrankte keine wochenlange Wartezeit auf einen Arzttermin wegen fehlender Bescheinigungen mehr gibt. Eine Zusage gab es auch für Dolmetscherdienste z.B. für Arzt- und Bankbesuche, entweder über den Dolmetscherpool oder aber durch ehrenamtliche Übersetzer, auch aus dem Kreis des Willkommensteams oder anderen Stellen, die eine Aufwandsentschädigung erhalten sollen.
Gute Nachrichten kamen vom Runden Tisch in Wandlitz, wo sich ein arabisch und russisch sprechender Freiwilliger fand, der bereit ist, in Groß Schönebeck Deutschkurse abzuhalten. Darauf aufbauend regte Frau Ulonska an, Sprachprojekte mit der Volkshochschule Wandlitz bzw. mit dem Gymnasium Finow bzw. der Schule in Finwfurt zur Vertiefung zu entwickeln. Solche und auch andere derartige Projekte könnten, so eine weitere gute Nachricht, aus einem Fonds ihres Dezernates gefördert werden. Auch die Frage der Fahrtkostenerstattung für Ämter- oder Therapiebesuche etc. bzw. verbilligte VBB-Tickets möchte Frau Ulonska einer Beantwortung zuführen.
Zur Integration der Flüchtlinge regte Frau Ulonska kommunale Beschäftigungsprojekte an, die von ihr gefördert würden und wo die Teilnehmer 1,05 € pro Stunde erstattet bekämen. Ebenso wie alle deutschen Bedürftigen stünden auch für die Flüchtlingskinder Mittel aus dem Bildungs- und Teilhabepaket zur Verfügung, aus denen z.B. Sportvereinsentgelte bezahlt werden könnten.
Ortsvorsteher Achim Buhrs, Willkommensteamleiterin Annette Flade und Bürgervereinssprecher Rainer E. Klemke zeigten sich nach dem Gespräch sehr zufrieden über die gefundenen bzw. angestrebten Lösungswege und die Offenheit, mit der sich die Verwaltungsvertreterinnen präsentiert hatten. Es habe sich gezeigt, so Klemke, dass gerade die Unterbringung von Flüchtlingen im ländlichen Raum andere Problemlagen (vom preisgünstigen Einkauf bis zur Ämterbetreuung u.a. wegen der fehlenden Mobilität und vor allem in der Kommunikation) zur Folge habe. Wenn aus den Groß Schönebecker Erfahrungen heraus auch dafür Lösungen entwickelt würden, habe sich der ehrenamtliche Einsatz auch in dieser Hinsicht gelohnt. Das werde auch als Ermutigung für das Willkommensteam verstanden, auf dem eingeschlagenen Weg fortzuschreiten.