Ausstellung Bernd Mehlitz - SEINE BILDER
Ausstellung in der
Remise Jagdschloss Groß Schönebeck,
Schlossstraße 6,
16244 Groß Schönebeck
danach im Gemeindehaus der Kirche
Ausstellungsorte:
Remise Jagdschloss Groß Schönebeck
Immanuelkirche
Gemeindehaus der Kirche
Dauer der Ausstellung:
28.06. – 30.08.2015
Öffnungszeiten:
Täglich von 10 - 17 Uhr
Zur Eröffnung der Ausstellung am 27. Juni 2015 sprachen Lisa Westermann, die die Retrospektive für ihren Mann ausgerichtet hatte, Tourismusmanagerin Anke Bielig für die Gemeinde Schorfheide und Mehlitz langjähriger Wegbegleiter Rainer E. Klemke.
In seiner Laudatio würdigte Bürgervereinssprecher Rainer E. Klemke den Künstler, Kulturpolitiker, Nachbarn und Groß Schönebecker Ideengeber Bernd Mehlitz:
Es begann 1993 mit einer Plauderei im Büro von Bernd Mehlitz in der Berliner Kulturverwaltung, die damals noch im Europa-Center saß. Ich erzählte ihm vom bevorstehenden Erwerb eines Grundstücks in der Schlufter Straße in Groß Schönebeck und er von seinem Traum, aufs Land zu ziehen und sich dort ein Atelier einzurichten, wo er, wenn er dereinst in Pension geht, naturnah arbeiten könnte. Zusammen mit Lisa besuchte er mich dann hier in Groß Schönebeck im Jahr 1994 und die beiden konnten sich gut vorstellen, hier einmal heimisch zu werden. Wir haben dann verschiedene freiwerdende Grundstücke ins Visier genommen und als dann ein benachbartes Grundstück am Waldesrand zum Verkauf stand, uns um dessen Erwerb bemüht. Dass Bernd Mehlitz dieses Grundstück, in das er sich verliebt hatte, kaufen konnte, verdankt er letztlich Alexander, dem Sohn der Verkäuferin Anne Tausch. Der fand Bernd so sympathisch, dass er heftigst für ihn als Käufer votierte. 1995 konnte Bernd dann mit dem Um- und Ausbau des Hauses beginnen und zog an den Wochenenden mit Lisa in unseren Wohnwagen ein, um von da aus die Arbeiten zu steuern.
Ausstellungseröffnung bei strahlendem Sonnenschein auf der Nachzeichnung der ehmaligen Schönebecker Burg vor dem Schloss
Das ist nun fast genau 20 Jahre her und einer der Anlässe für die heutige Ausstellungseröffnung. Ein weiterer ist der 75. Geburtstag von Bernd Mehlitz in diesem Jahr, den wir gern mit ihm gemeinsam gefeiert hätten, wäre er nicht schon 2011 an den Folgen eines Krebsleidens von uns gegangen. Und es gibt auch noch einen dritten Jahrestag: Vor 5 Jahren gründete Bernd zusammen mit Klaus Diezel die Schorfheider Jagdhornbläser, die sich fortan jeden Montag bei ihm im Atelier trafen und die Nachbarn mit ihren Wohlklängen, die wir auch heute hier hören konnten, erfreuten.
Die Schorfheider Jagdhornbläser, einst von Bernd Mehlitz mit ins Leben gerufen, würdigten ihn mit jadglichen Klängen
Doch der Reihe nach:
Bernd war schon früh musisch geprägt durch den Klavierunterricht, den er als Kind erhalten hatte. Nach dem Abitur strebte er an die altehrwürdige Kunsthochschule am Steinplatz, um sich dort der Malerei zu widmen. Sein Vater und das Leben hatten aber anderes mit ihm vor und so begann er eine staubtrockene Verwaltungsausbildung, die ihn in 43 Dienstjahren über verschiedene Stationen, u.a. als persönlicher Referent des Innensenators, beim Protokoll der Senatskanzlei schließlich in die Kulturverwaltung führte, wo er Anfang der 90er Jahre zu Berlins höchstem Kulturbeamten aufstieg. Wenn ich sagte „staubtrocken“, so bezieht sich das auf die Ochsentour durch die Verwaltung, das Beherrschen von Verwaltungsabläufen und den Büroalltag. Es bezieht sich auf die Büroroutine, die Bernd souverän beherrschte. Diese war bei ihm aber stets mit einer großen Portion Humor und vor allem mit einer unglaublichen Kreativität gepaart, mit der er in jeder auch anscheinend ausweglosen Situation immer noch eine Lösungsperspektive aufzeigte und mit der er seinen Senatoren und den verschiedenen Regierenden Bürgermeistern, unter denen er diente, aus so mancher Patsche half.
Die Zeitläufte bescherten im das Glück und die herkulische Aufgabe, nach der Organisation des Einheitsfestes zur Wiedervereinigung Berlins das kulturelle Zusammenwachsen der Stadt entscheidend mit zu gestalten, hochgradig schwierige Verwaltungsprozesse unter wegen der Streichung der Bundeskulturmittel für das ehemalige West-Berlin finanziell trostlosen Verhältnissen zu organisieren und die kulturelle Substanz der einst geteilten Stadt und die neuen Kulturinitiativen aus der Wendezeit zu sichern. Wie das gelungen ist, werden später die Historiker erforschen und beschreiben, aber ich kann schon jetzt als Zeitzeuge sagen, dass hier in einer Situation, auf die niemand vorbereitet war und alles blitzschnell entschieden und bewegt werden musste, großartiges gelungen ist.
Ausstellungseröffnung mit Ansprachen von Annette und Stephan Flade im Gemeindehaus
Von seiner Zeit beim Protokoll war Bernd Mehlitz im Umgang mit prominenten Politikern, Künstlern und Wirtschaftsleuten geschult, aber er verstand sich auch auf die Ansprache und das Gewinnen von Menschen wie Du und ich. Bernd Mehlitz war einen Menschenversteher und ein Menschenfänger. Er war bei seinen Mitarbeitern überaus beliebt und wusste sie zu fördern und er wuchs auch hier in der Schorfheide sehr schnell in die Nachbarschaft und die Strukturen des Ortes und der Gemeinde ein. Er fand auch hier seinen Platz, an dem er seine Talente und Ideen zum Nutzen des Gemeinwesens einbringen konnte. Gleich ob er mit Daniel Barenboim, Heiner Müller, Frank Castorf, Simon Rattle oder mit seiner Nachbarin Sieglinde Moll sprach, wusste er den richtigen Ton zu treffen und eine nachhaltige Verbindung aufzubauen. In seinem großen Herzen war Platz für alle und dabei nicht der kleinste für seinen Hündin Sally, die ihm in seinen letzten Jahren nicht von der Seite wich.
Nach seiner Ansiedlung in Groß Schönebeck widmete sich Bernd Mehlitz zunächst noch nicht der Malerei, sondern richtete über dem ehemaligen Ziegenstall zunächst ein Klavierzimmer ein und erarbeitete sich mit täglichem Üben wieder ein kleines Repertoire, mit dem er seine Nachbarn bei sommerlich geöffnetem Dachfenster erfreute. Aber das war ganz das Seine, nicht für öffentliche Auftrittte geplant, im Rückblick eher als seine Annäherung an seine künftige künstlerische Arbeit an der Leinwand zu sehen, die er für die Zeit seiner Pensionierung im Auge hatte.
Als er dann 2003 nach einem großen Abschiedsfest im Kulissenlager der Deutschen Staatsoper vorzeitig in den Ruhestand ging, zog er sich mit seinem Freund aus seinen Tagen der Verantwortung für Kultur von und mit Ausländern, mit dem Maler Hannefi Yeter, für einige Monate in die Türkei nach Bodrum und Istanbul zurück, um bei ihm in die Schule zu gehen und die Sprache der Malerei neu zu erlernen.
Ron Randolf, einer der einst von Bernd Mehlitz geförderten Musiker, der nun auch in Groß Schönebeck ansässig ist und den neuen Kirchenchr leitet, spielte mit seiner Frau Conny zur Ausstellungseröffnung im Gemeindenhaus bevor die außergewöhnlich gut besuchte Veranstaltung mit einem gemeinsamen Kaffeetrinken ausklang
Angefüllt mit neuen Erfahrungen und Eindrücken kehrte er dann auf Dauer nach Groß Schönebeck zurück. Er machte sich ans Werk, diszipliniert täglich im Atelier zu arbeiten, nachdem er zuvor die große Runde mit seinem Hund durch den Wald gemacht hatte. Zuweilen musste Lisa ihn dann dreimal zum Mittagsessen rufen, so versunken war er in seine Arbeit mit Acryl und Leinwand. Dabei setzte er sich mit den Mitteln der Malerei mit seinen Lebenswelten auseinander. Er malte Stadtlandschaften, Menschen, das Dorf, die Natur in der Schorfheide. Um diese Lebenswelten auf die Leinwand zu bannen, experimentierte er mit verschiedenen Mal- und Sichtweisen. Mit ausdrucksstarken Farben wie beim Rapsfeld in einer Gewitterstimmung, einem meiner Lieblingsbilder, das hier in der Remise hängt, drückte er sich in der Sprache der von ihm geliebten Maler der BRÜCKE-Gruppe aus. Bei seinen Paarbildern, wie wir sie an der Stirnwand der Remise sehen können, oder anderen Menschenbildern träumt er eher in der malerischen Sprache von Chagall, auch bei einigen Ortsbildern. Marc Chagall ist denn auch nahe bei Bernd Mehlitz, wenn er sagte: "In der Kunst wie im Leben ist alles möglich, wenn es auf Liebe gegründet ist." Inspiriert von Felix Nussbaum, Otto Dix und Hieronymus Bosch setzt er sich malerisch mit den „Sieben Todsünden“ auseinander. Dieses Thema arbeitet in ihm und er sucht lange nach einer Form, wie er sich diesem Thema nähern kann. Sind doch die Todsünden und die Liebe jene beiden diametral einander gegenüberstehenden radikalen Möglichkeiten, welche der Mensch in Freiheit wählt und durch sie sein Leben bestimmt. Wir sehen diese Bilder nachher in der Kirche. Gerade in seinen Menschenbildern sieht man diese Liebe, die Bernd Mehlitz in sich trug. Wer ihn kannte, war und ist doch immer wieder erstaunt, wie der nüchterne Pragmatiker und 'Macher' solche aus Träumen geborene Bilder auf die Leinwand bannen konnte. Und dabei ist Mehlitz auch bei dem Brücke-Maler Ernst Ludwig Kirchner, der da sagte: "Formen und Farben sind nicht an sich schön, sondern die, welche durch seelisches Wollen hervorgebracht sind. Es ist etwas Geheimes, was hinter den Menschen und Dingen und hinter den Farben und Rahmen liegt, und das verbindet alles wieder mit dem Leben und der sinnfälligen Erscheinung, das ist das Schöne, das ich suche." Was Bernd Mehlitz auf seiner Suche nach dem malerischen Ausdruck seiner Impressionen gefunden hat, sehen wir in dieser eindrucksvollen Retrospektive seiner Arbeiten.
In den wenigen Jahren, die ihm verblieben, hat er eindrucksvolles Oeuvre geschaffen, an die 300 Bilder und vielen Skiszzenbücher, in denen er Bildideen und Impressionen auf Ausflügen und Reisen festhielt. Ca. 110 Bilder werden uns als ein Querschnitt seines Schaffens aus den Jahren 2004 bis 2011 an den drei Ausstellungsorten der Retropektive gezeigt. Viele davon waren auf seinen bisherigen Ausstellungen in der Gemeinde, in Brandenburg und Berlin noch nicht zu sehen und es ist wunderbar, dass die politische und die Kirchengemeinde es möglich gemacht haben, einmal das ganze Spektrum von Bernd Mehlitz Bildsprache vorzustellen.
Das unkonventionelle und zugleich hoch professionelle Denken von Bernd Mehlitz, das er ansonsten immer gezeigt hat, korrespondiert eigentlich ganz gut mit dieser Kreativität beim Malen, die ihn auch als einen Malerpoeten erscheinen lassen. Vor allem zeichnete ihn lebenslang sein Neugier auf Neues, Unbekanntes aus, seine Offenheit, etwas Neues auszuprobieren und daran zu arbeiten, dass es gut wird. Damit war er der richtige Mann an der richtigen Stelle in der Kulturverwaltung und auch der richtige Mann, der uns hier in Groß Schönebeck mit neuen Ideen den Mut gab, Neues zu wagen. Und das war einiges:
Die Initiative des erklärten Nichtjägers Bernd Mehlitz zur Gründung einer Jagdhorngruppe, die an die Tradition der Schorfheide anknüpft und nun aus unserem dörflichen Leben gar nicht mehr wegzudenken ist, erwähnte ich schon. Der für seine ehrenamtlichen Tätigkeiten für die Gemeinde ausgezeichnete Bernd Mehlitz hat aber noch mehr ins Rollen gebracht. Als Vorsitzender und Motor des Festkomitees für die 707-Jahrfeier von Groß Schönebeck, dem vielleicht bedeutendstem Ereignis des Dorfes seit der Wiedervereinigung. Als Initiator und Organisator der Schorfheider Sommerkonzerte in unserer Dorfkirche, zu denen er namhafte Künstler aus Berlin aufs Land lockte und damit Spenden für die Restaurierung der Orgel eintrieb. Als Mitgründer des Bürgervereins Groß Schönebeck/Schorfheide e.V., der mittlerweile gemeinsam mit dem Ortsbeirat das Rückrat des dörflichen Lebens darstellt. Als Berater in der Nachbarschaft und für den Ortsbeirat in vielen Bereichen. Dass er damit auch im Bewusstsein des Ortes präsent ist, zeigte mir die wiederholte Ansprache von Bürgerinnen und Bürger beim Tag der Offenen Höfe am 14. Juni, die sich darüber freuten, was hier gemeinsam auf die Beine gebracht wurde und sagten, schade, dass das Bernd Mehlitz nicht mehr erlebt hat, der doch hier im Dorf so viele und so vieles in Bewegung gesetzt hat.
Dieser Anerkennung und diesem Dank können wir uns heute nur anschließen und uns an den Bildern von Bernd Mehlitz erfreuen, die er uns als bleibendes Andenken hinterlassen hat und die Lisa Westermann mit der großen Unterstützung der Gemeinde und insbesondere von Frau Bielig und dem Team der Remise, von Annette und Stephan Flade und der Kirchengemeinde, mit Nachbarn und Freunden hier nun erstmals in dieser Breite an Orten, zu denen Bernd Mehlitz eine besonderes Verhältnis entwickelt hatte, präsentiert. Darüber freuen wir uns und danken Ihnen sehr, dass Sie alle hierher gekommen sind, um daran Anteil zu haben. Ich denke, Bernd schaut uns - von wo auch immer - in aller Ruhe und Gelassenheit, die ihm immer zu eigen war, zu und freut sich mit uns.
Fotos der BIlder von Bernd Mehlitz sowie von der Ausstellungseröffnung: Hartmut Faustmann