Willkommensteam schreibt an Woidke, de Maiziére undBundes- Migrationsbeaftragte Aydan Özoguz

Geschrieben von Rainer Klemke am . Veröffentlicht in Willkommensteam Groß Schönebeck

 

Im Auftrag des Willkommensteams des Bürgervereins haben Teamleiterin Annette Flade und Sprecher Rainer E. Klemke an den Ministerpräsidenten Dr. Dietmar Woidke, Bundesinnenminister Thomas de Maiziére und die Bundesbeauftragte für Migration und Flüchtlinge Aydan Özoguz den im folgenden in der Fassung des MP-Briefes dokumentierten Brief geschrieben. Ziel des Schreibens ist es, der Politik das Dilemma vor Augen zu führen, das aus der auch von der Politik propagierten und hier gelebten Akzeptanz und Willkommenskultur für die Flüchtlinge einerseits und aus der amtlichen Abschiebepraxis andererseits resultiert. Die langjährigen Versäumnisse der Politik, eine geregelte Einwanderungspoiltik zu betreiben und langfristige Lösungen zu entwickeln führen dazu, so das Willkommensteam, dass aufgrund der der Entwicklung hinterherlaufenden Krisenmanagementpolitik die sozialen Gruppen untereinander in Konflikt geraten, dass für die betroffenen Flüchtlinge und vor allem für deren Kinder unzumutbare Situationen über Jahre festgeschrieben werden und dass aufgrund der unzureichend ausgestatteten betroffenen Verwaltungen nur durch bürgerschaftliche Nothilfe halbwegs geregelte Abläufe sichergestellt werden können.

 

Willkommensteam des Bürgervereins Groß Schönebeck/

Schorfheide e.V.

 

An den Ministerpräsidenten
des Landes Brandenburg
Herrn Dr. Dietmar Woidke
Landesregierung Brandenburg
Staatskanzlei
14473 Potsdam                                                                                    Schorfheide, den 06. Juni 2015

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident!

Die Landesregierung hat dazu aufgerufen, eine Willkommenskultur für die Aufnahme von Flüchtlingen zu entwickeln. Wir haben diesen Aufruf ernst genommen und bei uns als einem der ersten Dörfer im Land Brandenburg ein 28köpfiges Willkommensteam gebildet, dem auch Bürgerinnen und Bürger umliegender Ortsteile angehören, um unsere Einwohner mit Rundschreiben und Dorfgesprächen für die Aufnahme von Flüchtlingen vorzubereiten.

Wir haben zusammen mit dem Landkreis bei uns Flüchtlingsfamilien in Wohnungen in unserer Kita und Schule untergebracht. Wir haben unsere deutschen Kinder und Jugendlichen in Kita, Schule und Jugendclub auf die Ankunft der Flüchtlinge mit speziellen pädagogischen Angeboten vorbereitet. Wir haben „unsere“ tschetschenischen und syrischen Flüchtlinge, die z.T. ohne Ankündigung bzw. in anderer Zahl bei uns eintrafen, willkommen geheißen und ihnen geholfen, den Zumutungen unserer Bürokratie zu begegnen, ohne amtlichen Ansprechpartner vor Ort immer wieder von Groß Schönebeck über Berlin-Karow, Bernau und Eberswalde zu den Ämtern fahren zu müssen, z.T. ohne Geld und nicht in der Lage, die deutschsprachigen Fahrkartenautomaten zu verstehen. Wir haben uns frei genommen und sie mit dem Auto zu den Terminen gefahren, die willkürlich anberaumt und für einzelne Familienangehörige getrennt angesetzt wurden, was wiederholte Fahrten erforderlich machte. Wir haben uns um die Bürokratie für die Kostenübernahmen für Kranke gekümmert und haben z.T. drei Ärzte in verschiedenen Städten anfahren müssen, um eine Behandlung zu ermöglichen. Wir haben uns tageweise frei genommen, um Flüchtlinge nach Eisenhüttenstadt zu Anhörungen zu fahren, wohin sie morgens um 8 Uhr bestellt worden waren, obwohl es dazu überhaupt keine Verkehrsverbindung gibt. Wir haben die Mütter mit ihren Kindern zu Schuluntersuchungen nach Bernau gefahren, weil das bei den Erstaufnahmen versäumt worden war. Dadurch konnten sie wochenlang nicht die Schule besuchen, weil erst auf die Ergebnisse gewartet werden musste. Wir haben Sprachkurse vor Ort eingerichtet und dafür gesorgt, dass daran auch die Mütter teilnehmen konnten (amtliche Aussage: „Die sollen doch auf die Kinder aufpassen!“). Wir haben zahlreiche Anträge für die Flüchtlinge ausgefüllt, Briefe geschrieben und sie zur Bank begleitet, damit sie Konten eröffnen konnten, auf die dann das völlig überlastete und unterbesetzte Grundsicherungsamt z.T. doch nicht die Unterstützungen überwiesen hat und diese dann in Eberswalde abgeholt werden mussten. Wir haben eine TAFEL ins Dorf geholt, um sowohl unseren dörflichen Bedürftigen wie auch den Flüchtlingen Zugang zu kostenarmen Lebensmitteln zu ermöglichen, um damit mögliche Konflikte zu entschärfen. Wir haben die Flüchtlinge u.a. mit Fahrrädern ausgestattet, damit sie sich frei bewegen können, was besonders für die Kinder eine unglaubliche Freude war. Wir haben versucht, seelischen Beistand zu leiten und auch Seelsorge für die traumatisierten Flüchtlinge, die furchtbares erlebt und durchlitten haben.

Wichtiger noch:

Wir haben Freundschaft geschlossen mit „unseren“ Familien Mezhidov, Arsunkaeva, Baydueva, und den beiden Familien Mifleh. Wir haben sie in unsere Sportvereine aufgenommen, unsere Kinder spielen mit deren elf Kindern auf dem Spielplatz und den Höfen, wir treffen uns beim Willkommenskaffee und anderen dörflichen Festen und Gelegenheiten, bei denen sich die Flüchtlinge aktiv einbringen. Die „Paten_innen“ der einzelnen Familien, die Schulbetreuer_innen und die Sprachlehrer_innen sind sind wie die Teamleiterin von Ansprechpartner_innen der Familien zu Freunden geworden, zu denen die Flüchtlinge Vertrauen gefasst haben.

Kurz, wir haben den wohlfeilen Begriff der „Willkommenskultur“ ernst genommen. Nun aber erfahren wir, dass es auf eine Drehtür-Betreuung wie bei der Bahnhofsmission (einen heißen Tee, ein paar Decken und dann geht’s weiter...) hinausläuft: Einzelne Familienangehörige erhalten Ankündigungen für die Einleitung von Abschiebungsverfahren, sollen also von ihren Angehörigen, von Vätern und Ehemännern, von Söhnen und anderen Verwandten getrennt und nach dem Dublin-Abkommen in Vertragsstaaten abgeschoben werden, z.B. nach Polen oder Ungarn, wo sie keine Betreuung erwartet, wo sie erneut allein gelassen werden, erneut sprachlos und isoliert ohne Perspektive in Lagern leben sollen, die wir ihnen hier bieten können.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

wie stellt sich die Politik unter diesen Umständen eine „Willkommenskultur“ vor? Wie sollen wir unsere Aktiven und das Dorf motivieren, neue und auch vermehrt Flüchtlinge aufzunehmen? Kann es eine „Drehtür-“ Willkommenskultur geben? Wir alle wissen, dass es nicht leicht war, nach dem Krieg über acht Millionen Heimatvertriebene aufzunehmen. Das ging nicht ohne Konflikte. Und der Westen des Landes hat über drei Millionen DDR-Flüchtlinge/Übersiedler aufgenommen, die es bis in höchste Staatsfunktionen und Wirtschaftspositionen geschafft haben. Alle diese aber hatten die Chance, in der Bundesrepublik eine Perspektive aufzubauen. Sie alle konnten sich integrieren und Beziehungen zu ihrer Umgebung eingehen.

Wenn Sie und andere Politiker_innen nun appellieren, sich den Flüchtlingen zu öffnen und sie aufzunehmen, gegen alle Vorurteile anzukämpfen und zu helfen, dann müssen Sie und die deutsche Politik allgemein auch dafür stehen, dass die Bereitschaft, dies zu tun, nicht dadurch ad absurdum geführt wird, dass solche vielfältigen ehrenamtlichen Anstrengungen sinnlos werden, wenn die uns anvertrauten Menschen nach kurzer Zeit wieder des Landes verwiesen werden. Treten Sie dafür ein, dass einmal aufgenommene Menschen hier bleiben und ihre sozialen Bezüge entwickeln und ausbauen können, dass die Kinder nicht herumgestoßen werden, sondern sich eine neue Heimat erobern und ihren Frieden finden können, nach all' dem, was diese zarten Seelen schon haben ertragen müssen!

Geben Sie denen, die zu uns gekommen sind, um der Not und dem Terror in ihrer Heimat entkommen, eine Chance auf eine Leben in Frieden!

Unser Asylrecht ist ursprünglich entstanden aus der Erfahrung der NS-Verfolgung von Juden, Sinti und Regimegegnern, die in anderen Ländern keine Aufnahme fanden, weil die sich damals mit ähnlichen rechtlichen Hürden, wie sie die EU nun immer weiter aufbaut, vor Zuwanderung aus Nazi-Deutschland schützten. Mit der Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße in Berlin erinnern wir daran, wie Menschen aus der DDR daran gehindert wurden, in die Freiheit und in einen bürgerlichen Wohlstand zu entfliehen, aber wir errichten nun an den Außengrenzen der EU eine neue Mauer, die ähnliches bewirkt und wo fast täglich mehr Menschen sterben als in 28 Jahren an der innerdeutschen Grenze.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

was sagen wir den Kindern und Jugendlichen, die bei uns Aufnahme gefunden haben, die freundschaftliche Bande geknüpft haben mit Gleichaltrigen und gerade dabei sind, Fuß zu fassen, wenn sie – entgegen der Intention des Grundgesetzes - nun in unzumutbare Lager nach Polen, Bulgarien oder Ungarn geschickt werden sollen.

Und was sagen wir den ehrenamtlichen Helfern, die Ihren Aufruf ernst genommen haben, die unzählige Stunden für die Betreuung der Familien, Geld und Sachleistungen gespendet haben, die Freundschaften geschlossen haben? Wie sollen wir die motivieren, wenn nun die nächsten Flüchtlinge dringend einer umfassenden Unterstützung in einem Dorf abseits der Ämter und Verkehrswege bedürfen?

Und abgesehen von der menschlich-moralischen Seite:

Wie sieht unsere Zukunft z. B. Bei uns im Barnim/Uckermark und im Land Brandenburg generell ohne massive Zuwanderung aus? In unserer Gemeinde Schorfheide ist derzeit schon jeder Dritte über 60 Jahre alt, 10% sind über 80 Jahre. Demnächst fehlen in der Uckermark und im Barnim 3.600 Pflegekräfte, die nicht durch deutsche Arbeitskräfte ersetzt werden können. Das wird sich in der Zukunft noch dramatischer entwickeln. Gibt es einen Masterplan der Landes oder des Bundes, wie dieser seit langem absehbare Notstand bewältigt werden kann? Müssten wir nicht für jede Familie mit Kindern dankbar sein, die sich bei uns niederlassen will wie einst die Hugenotten oder die Holländer? Gerade hier auf dem Lande brauchen wir dringend eine anhaltende Zuwanderung oder wollen wir die Dörfer aufgeben und alle nach Berlin ziehen, wo die Bevölkerungsstruktur dank der massiven Zuwanderung aus der Türkei und mittel-/osteuropäischen Staaten noch etwas besser ist?

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

setzen Sie sich mit unserer Landesregierung dafür ein, dass die Menschen, die bereits in Wohnungen untergebracht und in die Dorfgemeinschaft integriert sind und Fuß gefasst haben, hier mit ihren Kindern ein neues Leben aufbauen dürfen! Setzen Sie sich dafür ein, dass ihre Träume von einer neuen Heimat, in der sie ohne Todesangst leben können, in Erfüllung gehen. Verhindern Sie, dass sie mit Ihren Kindern erneut auf eine Odyssee in unzumutbare osteuropäische Lager geschickt und erneut traumatisiert werden. Sorgen Sie dafür, dass sie hier für ihren Unterhalt selbst arbeiten dürfen! Setzen Sie sich dafür ein, dass sie keine Neubürger auf Abruf sein müssen!

Mit freundlichen Grüßen

Rainer E. Klemke

Sprecher des Bürgervereins Groß Schönebeck/Schorfheide e.V. und des Willkommensteams

Tel.:0152 34142946

Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Pfarrerin Annette Flade

Leiterin des Willkommensteams

 

Polizeistation in behindertengerechten neuen Räumen

Geschrieben von Rainer Klemke am . Veröffentlicht in Aktuelles

Die auch für Groß Schönebeck und die umliegenden Dörfer zuständige nächste Polizeistation ist jetzt neben der Gemeindeverwaltung auf der Erzbergerplatz in Finowfurt in neue, behindertengerechten Räume gezogen. Die beiden Polizeibeamten Wolfgang Mann und Diana Löffler halten dort jeden Dienstag von 14 bis 18 Uhr ihre Sprechstunde ab. Sie nehmen u.a. Fahrraddiebstähle, Lärmbelästigungen oder Unfälle auf und geben wichtige Tipps zur Einbruchssicherheit an Häusern oder zum Verhalten gegenüber verdächtigen Personen. Außerdem bieten sie Eltern, die mit ihren Kindern Probleme haben, eine präventive Beratung an. Telefonisch sind sie unter 01515385463 zu erreichen.

Der Ortsbeirat und der Bürgerverein streben an, auch in Groß Schönebeck wieder regelmäßige Polizeisprechstunden zu ermöglichen. Allerdings fehlt es hier bislang noch an einem dafür geeigneten, abschließsicheren Raum.

Dorfgespräch: Flüchtlinge und altersgerechtes Wohnen

Geschrieben von Rainer Klemke am . Veröffentlicht in Willkommensteam Groß Schönebeck

Zum 5. Dorfgespräch hatte der Bürgerverein Groß Schönebeck/Schorfheide e.V. und Ortsvorsteher Hans-Joachim Buhrs zum 31. Mai 2015 auf den Traditionsbauernhof von Jürgen Bohm eingeladen, der "guten Stube" des Dorfes.


Schorfheidebürgermeister Uwe Schoknecht kam mit einem großen Dankeschön und Ortsvorsteher Hans-Joachim Buhrs hatte extra eine Mütze aufgesetzt, um sie vor dem Willkommensteam für die Aufnahme und Betreuung der 19 syrischen und tschetschenischen Neubürgern (darunter 11 Kinder) zu ziehen. Hier werde beispielhafte ehrenamtliche Arbeit geleistet, ohne die die vielfältigen Probleme der traumatisierten Kriegsflüchtlinge angesichts überforderter amtlicher Stellen nicht zu bewältigen seien. Obwohl Kritiker aus dem Dorf trotz vielfacher Einladung leider nicht an der Diskussion teilnahmen, war allen klar, dass es auch in Groß Schönebeck Vorbehalte und Vorurteile gäbe. Wenn Kinder auf dem Schulhof raufen, sei das normal, ist ein ausländisches Kind dabei, bekommt das gleich eine andere Note und wird so auch in den sozialen Medien kommuniziert. Da gäbe es noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Uwe Schoknecht verwies darauf, wie dringend man auf den auswärtigen Zuzug nach Deutschland angewiesen sei: Schon jetzt sei jeder Dritte in Schorfheide über 60, demnächst sei jeder 10. über 80. Allein in der Uckermark und im Barnim würden in naher Zukunft 3.600 Pflegekräfte fehlen, die aus der deutschen Bevölkerung nicht zu ersetzen seien.
Willkommensteamleiterin Annette Flade verwies darauf, dass die Politik völlig gegensätzliche Signale setze: Einerseits rufe sie dazu auf, die Flüchtlinge willkommen zu heißen, Deutschkurse zu veranstalten und die Menschen sozial zu integrieren, anderseits laufe die Anschiebepraxis mit dem Instrument von Dublin 3 (Einreisende über Drittstaaten werden ohne Asylverfahren dorthin zurückgeschoben) an der Vorgabe der Grundgesetzes vorbei, die die Mütter und Väter desselben nach den Erfahrungen der Einreiseverweigerung der meisten Staaten gegen ausreisewillige deutsche Juden durchgesetzt hatten. Aber selbst die Flüchtlinge, die geduldet vorerst bleiben können, müssen mit der Unsicherheit und der Angst leben, doch noch abgeschoben zu werden, zumal in Staaten wie Bulgarien oder Ungarn, die die Flüchtlinge unter menschenunwürdigen Bedingungen wie Schwerverbrecher hielten.
Uwe Schoknecht, der die Arbeit der Wllkommensinitiativen politisch unterstützt, kann als Gemeindevorsteher selbst wenig konrete Hilfe für die Betreuung leisten: Schon jetzt würden die Kommunen für 23% der (stets wachsenden) Aufgaben nur 15% Kostenerstattung bekommen und von Ihrem Steueraufkommen zudem 43% als Kreisumlage abführen müssen. Da gehe die Schere immer weiter zu Lasten der Gemeinden auf.
Bei aller Sorge um die politische Großwetterlage erbrachte das Dorfgespräch auch konkret Erfreuliches: Spontan wurde ein weiteres Fahrrad und eine Guitarre gespendet und damit der dringlichste Wunsch Flüchtlings erfüllt.

Ein weiteres Thema waren die gemeinsame Abstrengung von Bürgermeister, Ortsvorsteher und Bürgerverein, auch in Groß Schönebeck altersgerechtes Wohnen zu ermöglichen. Damit kommt man dem dringenden Wunsch zahlreicher älterer Menschen im Dorf nach, die Haus und Hof nicht mehr selbst bewirtschaften können, aber im Ort bei ihren Familien und Freunden bleiben wollen. Allerdings gibt es da noch etliche Hürden zu überwinden, weil die Betriebsgrößen für einen wirtschaftlichen Betrieb einer solchen Einrichtung doch relativ groß und mit den herkömmlichen Finanzierungsmodellen über Projektentwickler, Finanzierungsfonds und Betreibern nicht zu  erreichen sind. Hier werde es, so Bürgermeister und Ortsvorsteher, weiterer Gespräche und Ideen bedürfen.

Zur Sprache kam auch die Frage der Verkehrssicherheit für Kinder und Jugendliche mit dem Fahrrad. Dabei wurde die Idee geboren, dass der Bürgerverein in Zusammenarbeit mit der Polizei und der Gemeinde ein Angebot für einen Verkehrserziehungstag in Groß Schönebeck entwickelt.

Teilnehmer des Dorfgesprächs, die zum ersten Mal dabei waren, lobten zum Abschluß die Initiative des Bürgervereins zu einem solchen Dialog und wollen bei Ihren Nachbarn darum werben, auch mit dabei zu sein, weil es durch den direkte Austausch von Meinungen und mit den Informationen durch die gewählten Vertreter im Ort und in der Gemeinde allseits neue Erkenntnisse gäbe und man sich hier unmittelbar mit seinen Sorgen und Anregungen einbringen könne.

Willkommenskaffee mit großer Resonanz

Geschrieben von Rainer Klemke am . Veröffentlicht in Willkommensteam Groß Schönebeck

 

Der Beginn des Willkommenskaffees für die tschtschenischen und syrischen Neu-Groß Schönebecker am 17. Mai 2015 verzögerte sich, weil die Gastgeber immer mehr Tische und Stühle holen mussten, um die mehr als 100 Gäste unter dem Scheunenschleppdach auf Jürgen Bohm Traditionsbauernhof unterzubringen. Allein die leckeren 15 Torten und Kuchen, die die Flüchtlinge und die Groß Schönebecker gebacken hatten nahm zwei Bierzelttische ein.

Musikalisch von Gerd Schüler sowie Ron und Conny bestens eingestimmt und nach Ansprachen von Bürgervereinssprecher Rainer E. Klemke (siehe Redetext unten), Willkommensteamleiterin Annette Flade sowie der Barnimer Sozialdezernentin Silvia Ulonska ergab sich ein fröhliches Gespräch quer durch die dörflichen und nationalen Gruppen. Die Kinder spielten miteinander auf dem Hof, egal welcher Nationaiität und das Wetter spielte nach einem heftigen Schauer mit und bescherte noch strahlenden Sonnenschein.

Aufmerksam beobachtet von rbb und MOZ wurden auch die Sorgen einiger von Abschiebung betroffenen Flüchtlinge und und die Probleme bei der Integration unter solchen Vorzeichen angesprochen. Frau Uonska bezeichnete in ihrem Grußwort die Arbeit des Groß Schönebecker Willkommenstaems als beispielhaft und wegweisend für die weitere Aufnahme von Flüchtlingen im Landkreis Barnim, die nun nach den neuesten Zahlen bei 1.000 liegen soll und bedankte sich bei den Groß Schönebeckern für den so umfassenden ehrenamtlichen Einsatz.

Hinweis: Beim DORFGESPRÄCH am Sonntag, dem 31. Mai um 10 Uhr 30 auf dem Hof von Jürgen Bohm steht u.a. auch das Thema der Aufnahme von Flüchtlingen in Groß Schöneberg auf der Tagesordnung.

 

Zur Begrüßung sagte Bürgervereinssprecher Rainer E. Klemke beim Willkommeskaffee u.a. folgendes:

Zu unserem Willkommenskaffee begrüße ich die Familien aus Syrien und Tschetschenien,

Frau Ulonska, Sozialdezernentin vom Landkreis Barnim und Mitstreiterinnen und Mitstreiter vom Willkommensteam sowie die erfreulich vielen Gäste aus dem Dorf!

Herzliche Grüße darf ich überbringen von Bürgermeister Uwe Schoknecht, der auf Reisen ist, sowie unserem Ortsvorsteher Hans-Joachim Buhrs, den eine Lungenentzündung außer Gefecht gesetzt hat.

Unser herzliches Dankeschön gilt dem Gastgeber Jürgen Bohm, der uns die gute Stube des Dorfes wieder einmal zur Verfügung gestellt hat und allen fleißigen Händen von Menschen aus drei Nationen, die uns den Tisch gedeckt haben.

Vielen Dank auch für die musikalischen Beiträge, mit denen uns Gerd Schüler, Ron und Conny unterhalten werden.

 

Gemeinsam haben wir in den letzten Wochen unter der unermüdlichen Leitung und Begleitung durch Annette Flade und in Kooperation mit Frau Ulonska und Frau Bierwirth vielen Hürden aus dem Weg geräumt.

Es ging darum, das Dorf durch Ansprache auf die Aufnahme der Flüchtlinge vorzubereiten.

Es galt Wohnungen zu finden und auszustatten, Kita- und Schulplätze freizuhalten, über die TAFEL die Versorgung mit Lebensmitteln zu erleichtern,
die Begleitung und den Fahrdienste zu Schuluntersuchungen, Ausländerbehörde, Grundsicherungsamt, Ärzte, Bank und Gemeinde nach Bernau, Eberswalde und Eisenhüttenstadt sicherzustellen,
für die Auszahlungen der Unterstützungen zu sorgen,
Sprachkurse zu organisieren und zahlreiche Anträge zu stellen.

Das war, weil es bis heute keinen amtlichen Ansprechpartner vor Ort gibt, nur mit einem enormen ehrenamtlichen Einsatz zu bewältigen.

Wir haben "Paten" für die einzelnen Familien, für Schulfragen, für die medizinische Versorgung und anderes mehr gefunden, die eine wunderbare Betreuungsarbeit geleistet haben und weiterhin leisten.

Da wir das erste Dorf in Brandenburg waren, das Flüchtlinge aufnahm (und der bislang einzige Ort in der Gemeinde), hatten und haben wir in vielerlei Hinsicht Pionieraufgaben zu leisten.

Dafür möchte ich Ihnen allen, die Sie daran beteiligt waren, auch im Namen von Bürgermeister Schoknecht, Ortsvorsteher Buhrs und des Bürgervereins ganz herzlich danken. Vor allem aber Annette Flade, ohne die es das alles nicht möglich gewesen wäre.

Diese gemeinsame Arbeit, die auch von Bürgerinnen und Bürgern aus Schluft, Böhmerheide, Klandorf und Liebenthal tatkräftig unterstützt wurde und wird, zeigt einmal mehr die Richtigkeit eines syrischen Sprichworts, das da lautet:

Wer alleine arbeitet,addiert;
wer zusammen arbeitet, multipliziert.

Und es war nicht nur Arbeit, sondern auch viel Freude, die aus dem Kontakt zwischen dem Willkommensteam und den Flüchtlingsfamilien erwachsen ist. Das war ein Geben und Nehmen, an dem beide Seiten beteiligt waren und sind.

Wir sehen mit großer Freude, wie die Kinder miteinander spielen, wie gerade sie so große Fortschritte mit der deutschen Sprache machen und mit welcher Freude und Stolz sie z.B. die gespendeten Fahrräder in Besitz nahmen.

Und wir haben anlässlich der Ausstellungseröffnung letzte Woche im Gemeindehaus auch schon ein anderes Willkommenscafé gehabt, wo wir gemeinsam den neuen Eine-Welt-Laden „Solidario“ eingeweiht haben.

Alle diese Freude am gemeinsam Tun und Kennenlernen ist aber nicht ungetrübt. Die Gesetze unseres Landes und der Europäischen Union geben vor, wie das weitere Schicksal unserer Gastfamilien verlaufen wird. Das hochkomplizierte Asylrecht, mit dem wir uns auch auseinandersetzen müssen, sieht die Überprüfung des Aufenthaltsstatus' vor.

So ist unser heutiger Willkommenskaffee auch dadurch getrübt, dass eine tschetschenische Frau und an eine syrische Familie Ausreiseverfügung geschickt wurden.

Wir werden dabei helfen, im Wege eines Widerspruchs diese Entscheidungen rechtlich zu überprüfen, aber uns sind damit die Grenzen aufgezeigt, die der Arbeit an der Integration der Flüchtlinge in unsere dörfliche Gemeinschaft gesetzt sind.

In Tschetschenien gibt es dazu ein Sprichwort, wo es heißt:

Es gibt keinen Regen ohne Wolken und keine Tränen ohne Herzschmerz.“

aber es gibt auch ein weiteres, das sagt:

Jede Wolke hat einen Silberstreifen.“

Wir hoffen und wünschen, das es auch hier ein Lösung gibt und wollen diese Wolken mal für ein paar Stunden zur Seite schieben und unser Zusammensein hier auf dem Traditionsbauernhof von Jürgen Bohm genießen.

Und bevor Gerd Schüler uns mit einem Lied erfreut, möchte ich ein anderes syrisches Sprichwort zitieren, was zu dem heutigen gemeinsamen Kaffeetrinken gut passt:

Der Kaffee muss so heiß sein,
wie die Küsse eines Mädchens am ersten Tag,
so süß, wie die Nächte in ihren Armen
und schwarz wie die Flüche der Mutter, wenn sie es erfährt.“

In diesem Sinne:

Lassen Sie sich den wunderbaren Kaffee aus unserem Eine-Welt-Laden und den Tee aus heimischen Kräutern sowie das internationale Kuchenbuffet schmecken!

Danke, dass Sie gekommen sind und genießen Sie den Nachmittag!

 

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