Hohe Ehre posthum für Groß Schönebecker Ehepaar

Geschrieben von Rainer Klemke am . Veröffentlicht in Aktuelles

Friedrich und Helene Hübner als "Gerechte unter den Völkern" geehrt

Am 2.11. wurden im Roten Rathaus in Berlin die Ehepaare Bruno und Anna Schwartze (Berlin) sowie Friedrich und Helene Hübner (Groß Schönebeck) als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt, die während des Holocaust das Ehepaar Moritz und Henriette Mandelkern versteckten und ihnen so das Leben retteten.

Zur Feierstunde waren Familienmitglieder der Geretteten und ihrer Retter angereist. Bürgermeisterin Bettina Jarasch und Botschafter Ron Prosor würdigten den Mut der Retter und aller „Gerechten unter den Völkern“. Die Urkunde für das Ehepaar Hübner nahm deren Enkelin Gundula Suter aus Groß Schönebeck entgegen.

Gundula Suter berichtete, ihr Großvater habe es schlicht als seine Pflicht empfunden, Menschen zu helfen. Er war sehr religiös. Auch ihre Großmutter sei immer hilfsbereit gewesen. Ihre Hoffnung sei, dass es nie wieder Rassendiskriminierung und Kriege gebe. "Leider sieht die gegenwärtige Lage ganz anders aus. Die Hoffnung aber bleibt bestehen."

Der Schneider Moritz Mandelkern lebte mit seiner Frau Henriette und dem 1924 geborenen Sohn Siegfried in Berlin. Siegfried wurde 1939 im KZ Sachsenhausen inhaftiert und 1940 nach Polen deportiert. Er wurde wahrscheinlich in Auschwitz ermordet.

Um Moritz Mandelkern vor der Deportation zu bewahren, versteckten die Nachbarn Bruno und Anna Schwartze ihn ab Dezember 1942 auf dem Dachboden ihrer Wohnung in Berlin. Achtzehn Monate lang versorgten sie Moritz Mandelkern, der sein Versteck nie verlassen konnte. Seine Frau Henriette versteckte sich ab Dezember 1942 auf dem Bauernhof von Friedrich und Helene Hübner in Groß-Schönebeck in der Schorfheide.

Im Mai 1944 wurde das Haus der Familie Schwartze bei einem Bombeneinschlag schwer beschädigt. Dabei wurde Moritz Mandelkern verletzt und musste unter falschem Namen in einem Krankenhaus behandlet werden. Für kurze Zeit versteckte sich daher Moritz Mendelkern bei Familie Hübner. Das Ehepaar Mandelkern ging dann für einige Tage zurück nach Berlin, kehrte jedoch wieder zurück nach Groß-Schönebeck. Dort wurden Henriette und Moritz Mandelkern am 25. April 1945 von der „Roten Armee“ befreit.

Die Mandelkerns engagierten sich später in Deutschland in einem Vertriebenenlager und taten alles für den Sohn der Schwartzes, als dessen Eltern verstorben waren. Auch er hieß Bruno. Schließlich emigrierte das Paar nach Israel.

Ihre Retter, die Ehepaare Schwartze und Hübner, wurden im Jahr 2018 von Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ anerkannt.

Seit 1963 werden mit der Ehrung "Gerechte unter den Völkern" Menschen bedacht, die in der Zeit des Holocausts Juden gerettet haben. 641 Personen aus Deutschland tragen diesen Titel.


 


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