Die Geschichte von Schluft V
Feuer, Naturgewalten und das Ende der Seidenraupen
Seit dem Entstehen der Maulbeerbaumpflanzungen hatte Uhl mit den
Unbilden der Natur zu kämpfen. Im Sommer kam die Trockenheit
lind die Bäume mussten regelmäßig mit Wasser versorgt werden.
Stand der Winter vor der Tür begann das große Bangen, ob diesmal
der Frost die Bäume verschonen wird und nicht noch im Frühjahr die
'!'riebe erfrieren werden.
Im Winter 1762/1763 traf es die Plantage hart, alle Bäume erfroren.
Uhl sah ein, dass der Boden hier "kaltgründig" ist, und wollte die
Plantage aufgeben. Ein entsprechender Antrag an die königliche
Kammer wurde jedoch abschlägig beschieden, da die Erbver-
schreibung vorsah, werden keine Maulbeerbäume gepflanzt, muss
lie verschriebene Bodenfläche zurückgegeben werden. Dem Land-
jäger blieb nichts weiter übrig, als erneut mit der Pflanzung zu
beginnen und das alles auf seine eigenen Kosten.
Zwei Jahre später, am 23. November 1765 traf die Plantage ein er-
neuter Schicksalsschlag. Eines der vier Wohnhäuser brannte nieder.
ie Ursache konnte nicht festgestellt werden, da die Tagelöhner
beim Brennholz machen im Wald und die Weiber ebenfalls nicht
anwesend waren.
Dazu heißt es:
. " .. außer daß ein Weib, wobey das Feuer vermuthlicn aus-
gekommen seyn muß, in dem Hause gefunden worden, welche aber
faßt gant: mit verbrandt und sprachlos lieget, daß man von derselben
nichts vernehmen kann. "
Da kein Bauholz vorrätig war, musste schnell gehandelt werden,
denn Arbeitskräfte waren Mangelware und die betroffenen vier
Familien wollten wieder zurück in ihre mecklenburgische Heimat,
wenn nicht ein neues Haus gebaut werden würde. Immerhin war es
schon Herbst und der Winter klopfte bereits an die Türen.
Leider wissen wir immer noch nicht wer die ersten 16 Familien mit
Namen waren, die sich hier eine neue Heimat aufbauen wollten.
Wohl mehr als zweites wirtschaftliches Standbein versuchte Uhl
1756 es mit der schon damals bekannten Zucht von Karpfen in den
Markgrafen Wiesen. Diese gehörten etwa zur Hälfte den Döllner
Einwohnern und zur anderen Hälfte dem Uhl. Da die Wiesen mehr
ein Luch waren und dort ständig etwa 1 Meter Wasser stand, ließ Uhl
einen Abzugsgraben zum Trämmersee graben und legte um die
Wiese einen Damm, damit das Wasser kontrolliert gehalten und ab-
fließen konnte. Die Döllner kamen nun auf die Idee, den Damm zu
durchbrechen, damit das Wasser aus ihrer Wiese abfließen konnte,
um ihre Wiesen dadurch trocken zu legen. Nach einigem Streit einig-
te man sich, doch blieb die Karpfenzucht nicht erhalten, denn der
sinkende Wasserstand ließ diese eingehen. Die alten Teichanlagen
sind heute noch gut zu erkennen und selbst das Wasser-
regimelWasserregulierung ist noch anhand eines Wehres aus Eichen-
holz erkennbar (Mönch).
1930 gab es am Tremmersee (damals so geschrieben) ein Wald-
arbeitergehöft, das die Eingemeindung in Schluft wünschte. 14 Die
Schlufter Gemeindevertreter hatten jedoch Bedenken, dass erhöhte
Kosten durch entstehende Sozial- und Fürsorgekosten und Ver-
waltungskosten entstehen. Was sich im Zeitenlauf weiter ent-
wickelte, ist nicht bekannt, aber offensichtlich bewohnte es der
Fischer am Karpfenteich noch einige Jahre.
1792 unternimmt mittlerweile die dritte Generation der Uhl ' sehen
Familien zu retten, was noch zu retten ist. Der Kommissionsrat Johann
Friedrich Uhl hatte schon vorher erreicht, nur noch 3 666 Maulbeer-
bäume pflanzen und unterhalten zu müssen. In einer Auflistung legt
er dar, dass seinem Vater und ihm die Plantage insgesamt 13 138
Taler gekostet hätte und sein Vater insgesamt 3 mal 8 000 Bäume,
also 24 000 Stück, gepflanzt habe, die jedes Mal erfroren. Ebenfalls
seien in seiner Baumschule 1787,6000 Bäume "bis auf die Wurzel
abgefroren, weil der Boden kaltgründig. " Nunmehr stellt er den An-
t rag, die Plantage gänzlich eingehen lassen zu können, um endlich
Ruhe zu haben. Eine Untersuchungskommission kommt zu dem
chluss,
. " .. daß die Lage des Terrains deren Fortgang nicht gestattet, und
daß die Maulbeerbaumzucht daselbst, wegen des durchgängig
schlechten und kaltgrundigen Bodens und weil das Etablissement
von allen Seiten von der Forst umgeben, nicht gedeihen kann. " 15
Unter noch anderen Auflagen wird Uhl, gegen eine Zahlung von 800
Talern und der Verpflichtung, die noch vorhandenen Bäume solange
stehen zu lassen, wie sie grün werden, die Plantage los. 1793 wird
die Anlage stillgelegt. Zum Ende des Jahrhunderts gibt es keine
Maulbeerbäume mehr in Uhlenhof und Schluft.