700 Jahrfeier 1957
Aufgrund einer falschen Quellendeutung, hat Groß Schönebeck schon am 1. und 2. Juni 1957 sein 700. Jubiläum gefeiert. Nach dem heutigen Stand der Forschung ist die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Schönebeck auf das Jahr 1300 zu datieren. Damals legte der Askanier Markgraf Albrecht die Grenzen der Stadt Eberswalde fest. An der Feier im Jahr 1957 durften West-Berliner Angehörige trotz vorheriger Zusicherung des Ministeriums nicht teilnehmen. Das war bei der 707-Jahrfeier im Jahr 2007 ganz anders. Infolge der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 konnten sie nun nicht nur mitfeiern, sondern das Fest sogar mitgestalten.
In einem zeitgenössischer Bericht wird über die 700-Jahrfeier folgendes berichtet (kursiv):
„Zu seinem 700-jährigen Bestehen hatte der Ort Groß Schönebeck ein festliches Kleid angelegt. Die Strassen und Häuser waren durch Girlanden, Transparente und Grünes festlich ausgeschmückt. Viele Bürger hatten ihre Häuser renovieren lassen.
Während der 1. Juni dem Tag des Kindes vorbehalten war, der außer einem Fackelzug und der Eröffnungsfestsitzung nichts nennenswertes bot, legte sich das Schwergewicht der Jubiläumsfeier auf Sonntag, den 2. Juni.“
In einem eigenen Festzug am Nachmittag des 1. Juni zogen alle Kinder des Dorfes zur neuen Kindertagesstätte in der Kastanienallee, die dabei festlich eingeweiht wurde. Außerdem veranstalteten die Schüler der Zentralschule und die Pioniere auf dem Sportplatz zahlreiche Wettkämpfe und Handballspiele.
„Alter Handelswagen“ mit Paul Gerber, Werner Blankenburg und Irmchen Gerber Foto: Liepner
„Morgens um 6 Uhr wurde der Tag bei sehr schönem Wetter eingeleitet mit einem Wecken des Musikkorps der Volkspolizei Prenzlau. Anschließend begann das Einläuten des Tages durch die Glocken unserer alten Kirche. Das Turmblasen des kirchlichen Posaunenkorps.
Von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr fand am Lindenplatz ein Platzkonzert mit Einlagen des staatlichen Rundfunkchores statt, während von 9.30 Uhr bis 11.00 Uhr ebenfalls der Festgottesdienst abgehalten wurde, der äußerst stark besucht war. Die Bevölkerung zeigte hierbei ihre Verbundenheit mit der Kirche, die aus diesem Anlass sehr festlich ausgestaltet war.
Von 12.00 bis 13.00 Uhr war Mittagspause. Jeder konnte bei der Feldküche, die bei der Konsum-Schlächterei aufgefahren war, einen Schlag Erbsen mit Speck kostenlos empfangen und an der aufgestellten Tafel, die extra dazu hergerichtet war, verzehren. Auch sonst war für das leibliche Wohl der Festteilnehmer gesorgt. Die Gastwirte hatten alle Hände voll zu tun, den Durst zu stillen. HO und Konsum sorgten für Kekse, Süßwaren, Bier und Eis sowie Knacker, Bouletten und Bockwurst, wovon letzte allerdings von sehr schlechter Qualität waren.
Ab 13.30 Uhr fand der Festumzug statt, der den Höhepunkt des Festes darstellte und ca. 3 Stunden andauerte. Leider war die Zusammenstellung des Zuges nicht glücklich gewählt“. An der Spitze des Zuges waren die ältesten Einwohner, u.a. Grassow und Bohm, deren Namen schon im 13. Jahrhundert in der Gemeinde ansässig waren. Den Schluss bildeten die Jugendlichen, die zu dieser Zeit in der Nationalen Volksarmee ihren Wehrdienst ableisteten.
„Die zeitliche Entwicklung war gestört durch die Trecker und modernen Maschinen, die zwischen den alten Wagen fuhren. Die moderne Technik hätte am Schluß des Zuges hingemusst. Sonst hatten Bevölkerung, Handwerk und Gewerbe durch die Ausgestaltung des Zuges mit Kostümen und Festwagen alles getan, um diesen Tag würdig zu gestalten. Zirka 5.000 Zuschauer aus Groß Schönebeck und Umgebung erlebten dieses Fest. Ab 19.00 Uhr fand wegen des schönen Wetters noch ein Posaunenblasen im Kirchgarten statt. Neben diesen Veranstaltungen lief noch eine Ausstellung des Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes über Forstwirtschaft und Tiere des Waldes im Kulturraum des selbigen Betriebes.
Den Abschluss des Tages bildete ein großer Tanzabend in beiden Sälen, welche beide sehr überfüllt waren.“
Im Rahmen des Festes wurde eine Ehrentafel für den in Groß Schönebeck als Sohn des Kantors und Küsters geborenen Generals Karl Friedrich Wilhelm von Reyer und späteren Chef des preußischen Generalstabs enthüllt, die heute über dem Kamin des Prunksaales im Schloss hängt. Von Reyer schloss sich nach der absoluten Niederlage der preußischen Armee als Wachtmeister dem Schill’schen Freikorps an, mit dem er den denkwürdigen Zug nach Stralsund mitmachte und diesen überlebte. In der Armee des Generals von York zeichnete er sich in allen Befreiungsschlachten aus, besonders bei der Völkerschlacht bei Leipzig 1813.