Kortenbeitel: Groß Schönebecker Pionier der deutschen Forstausbildung
Mit der Eintragung des Denkmals für den Groß Schönebecker Dorfschullehrer Carl Friedrich Kortenbeitel (1837 – 1887) in die Denkmalliste des Landes Brandenburg zum 19. Mai 2014 würdigt das Brandenburger Landesamt für Denkmalpflege die Bedeutung des Begründers der ersten preußischen Forstlehrlingsausbildung. Das wohl um 1890 aus dem damals noch wenig verwendeten Kunststein in Sandsteinoptik von der Gemeinde Groß Schönebeck errichtete Denkmal steht unter Jahrhunderte alten Eichen auf dem nordöstlichen Abschnitt des Dorfangers an der Ernst-Thälmannstraße.
Groß Schönebeck war seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert Ausgangspunkt großer markgräflicher, später königlicher, dann kaiserlicher Jagden in der Schorfheide. 1680 ließ der Große Kurfürst am Standort vorlaufender Burganlagen und Jagdhäuser das sein Jagdschloss errichten, das ab 1864 auch als Oberförsterei genutzt und auch bis 1918 auch von den preußischen Königen und dem Kaiserhaus als Gästequartier sowie Ausgangspunkt für große Jagdgesellschaften genutzt wurde.
Carl Friedrich Kortenbeitel beschäftigte angesichts der langen forstlichen Tradition des Ortes die Frage nach einem geregelten Ausbildungsgang für angehende Forstbeamte im einfachen Forstdienst. Während 1830 in Eberswalde eine Forstakademie zur Ausbildung leitender Forstbeamter gegründet worden war, fehlte eine solche Ausbildungsmöglichkeit für die Lehrlinge der Forstwirtschaft. 1877 regte Kortenbeitel an, eine solche berufsbildende Einrichtung zu etablieren. Die ortsansässigen Oberförster Sachse und Witte unterstützen ihn darin. Beide hatten beruflichen Kontakt zum preußischen Herrscherhaus. Die Preußische Forstverwaltung beauftragte Kortenbeitel daraufhin, mit staatlicher Unterstützung eine erste Forstlehrlingsschule zu gründen und diese zunächst privat zu führen. Auch sollte dabei eine Augenmerk darauf gelegt werden, mittellosen Söhnen einfacher Forstbeamter eine solide Ausbildung zu bieten.
So begann am 1. Oktober 1878 der Unterricht in der ersten Forstschule Preußens mit ca. 80 Schülern. Zunächst in der Wohnung von Kortenbeitel, in der örtlichen Schule sowie im Dorfkrug. Zusätzlich eröffnete er 1881 ein privates Schullehrerseminar, um hier Fachlehrer für die Forst- und Landwirtschaft auszubilden. 1881 unterrichtete er insgesamt 195 Schüler, darunter 107 Förstersöhne. Das verhalf dem Dorf auch zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Neben Kortenbeitel unterrichteten noch zehn weitere Lehrer sowie die Oberförster Sachse und Witte und die Förster Zurth und Lehmann.
Die Forstschule wurde weit über die Grenzen Preußens hinaus bekannt. So übernahm z.B. das Königreich Bayern das „Groß Schönebecker Modell“ für die Errichtungen eigener Forstausbildungsstätten.
Bald stellt es ich heraus, dass die vorhandenen Räume nicht mehr den Anforderungen genügten. Später gab es Probleme wegen der Grundstücksnutzung und den Pachtbeiträgen der Forstschule. Für einen weiteren Schulneubau versagte die Gemeinde die notwendige Unterstützung. Dazu kamen Differenzen im Lehrkörper. Schließlich wurde die Schule zum Ende des Schuljahres 1907 geschlossen und in die zu diesem Zweck umgebaute Burganlage in Spangenberg in die Nähe von Hannover verlegt.
Bei der Restaurierung des Kortenbeitel-Denkmals wurde im September 2015 eine Grundsteinkassette mit Münzen und Zeitungen aus dem Jahr 1889 gefunden, die Steinmetzmeister Wendt beim Erntefest am 27. September 2015 dem Ortsvorsteher Hans-Joachim Buhrs übergab (Abb. oben). Der reichte den Fund an den Groß Schönebecker Museumschef Helmut Suter weiter, der die Dokumente restaurieren und museal erfassen wird. Danach soll eine neue Kassette am Denkmal mit aktuellen Dokumenten vergraben werden.
(Quellen: Eintragungsbegründung des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, Joachim Bandau: Gedenksteine und Forstorte in der Schorfheide, S. 84-85, Helmut Suter: Groß Schönebeck aus 700 Jahren Geschichte“ S. 105-111, ders. „Errichtung der ersten Preußischen Forstschule in Groß Schönebeck (Schorfheide) und deren Niedergang 1877 – 1907 S. 4-7)