3 Tage der Offenen Höfe - ein voller Erfolg!

Geschrieben von Rainer Klemke am . Veröffentlicht in Aktuelles

Eingang zum Traditionsbauernhof Bohm mit Kutschenmuseum, Landwirtschaftsausstellung, Bauernstube und Bauernbühne

Der Auftakt zu den (7.) erstmals 3 Tagen der Offenen Höfe zur 25. Brandenburger Landpartie am 14. Juni 2019 war ungewöhnlich:

Mit dem Stück nach dem Grimms-Märchen "Die kluge Bauerntochter wird noch gebraucht" wurden die aktuellen gesellschaftlichen Konflikte um die moderne Landwirtschaft auf die Bühne gebracht. Kathleen Gaube als Bauerntochter und Jens-Uwe Bogadtke als Bauer Stoppelfeld brachten mit der Musikbegleitung durch Hannes Buder, in der Regie von Marita Erxleben ein Stück von Kenneth Anders aus Altranft, dass das Publikum zu anhaltenden "Standing Ovations" hinriss. Die Landwirte pflegen die Kulturlandschaft, versorgen uns mit Lebensmitteln, sind hin und her gerissen zwischen den Agrarkonzernen, den die Preise diktierenden Handelsketten und der Konkurrenz aus dem Ausland, sollen aber die Milch zu Dumpingpreisen erzeugen, ohne Gifte arbeiten, werden für das Artensterben verantwortlich gemacht und sollen das Bauernhofidyll der früheren Jahrhunderte liefern. Das profesionelle Team lieferte in mitreißender Form jede Menge Stoff zum Nachdenken, der bei der Felderrundfahrt der Schorfheider Agrar-GmbH am nächsten Tag und am Stand de Bauernverbandes, der die Tage der Offenen Höfe wie auch die Gemeinde Schorfheide nachhaltig unterstützten, vertieft werden konnte.
Den Auftakt zu dem besonderen Theaterabend bildeten die Jagdhornbläser aus Wandlitz und der Chor aus Finowfurt.

Eine Imageberaterin soll Bauer Stoppelfeld so umodeln, dass er den Wunschvorstellungen der Städter entspricht und dabei fühlt er sich wie Peter Lustig

Der zweite Tag der Landpartie in Groß Schönebeck, an dem sich Gewitter und Hagelschlag zum Glück nicht über Groß Schönebeck entluden, sondern vorbei zogen, bot den großen und kleinen Besuchern eine Fülle attraktiver Angebote auf den 14 Höfen und Einrichtungen von der Besteigung des Wehrturms der Kirche aus dem 30-jährigen Krieg über Arbeiten in der Schmiede und der Tischlerwerkstatt bis zum Genuss von 13 Musikensembles aus Groß Schönebeck und Umgebung.

Lisa Wilke präsentierte Kunststücke auf dem Schlappseil und leitete kleine und große Mutige dazu an, es (auf niedriger Seilhöhe) auch zu probieren - "Ist wie Fahrradfahren, wenn der Kick kommt, kann man es und verlernt es nie wieder."

Erstmals musikalisch präsentierte sich der Technikhof von Norbert Maaß, wo zwischen zivilen und militärischen Oldtimern die "Horde" metallene Musik machte, außerdem gab es hier die Möglichkeit, mit Segway-Rollern in die Schorfheide zu fahren:

Haevy Metall-Band Die Horde trifft militärische Stahlkolosse auf dem Technikhof von Norbert Maaß

Ein Ereignis auf der Bühne auf dem Lindenplatz, das wir seit 11 Jahren nicht gesehen hatten, war die Amtsübergabe vom scheidenden Ortsvorsteher Hans-Joachim Buhrs, der auch den Tag der Offenen Höfe mit erfunden und organisiert hat, auf seinen neu gewählten Nachfolger Andreas Zeidler. Buhrs übergab in aller Freundschaft und dem Angebot zur Beratung und Unterstützung seinem Nachfolger die Amtsglocke. Dieser revanchierte sich mit einem selbst gemaltem Bild des historischen Post- und Amtsgebäudes nach einer alten Ansichtskarte.

Amtsübergabe: (v.l.n.r.) Andreas Zeidler, Wetterfee vom rbb Joanna Jambor, Hans-Joachim Buhrs und Rainer E. Klemke

Neben dem Stolzenhagener Chor, dem Shanty-Chor aus Wandlitz, dem Chor aus Friedrichswalde und dem Chor der Immanuelkirche und Ron und Conny sowie der Original Schorfheidern gab es auf der Bühne Talkrunden mit Joanna Jambor und Rainer E. Klemke zu den Themenfeldern der Kommunalpolitik, der Landwirtschaft, der Arbeit der TAFEL und des Willkommensteams.

Ron und Conny, der Chor der Immanuelkirche und ein neues junges Ensemble von Schülerinnen und Schülern von Ron Randolf begeisterten auf der Bühne mit neuen Songs

 

Aber auch auf der Bauernbühne auf dem Traditionsbauernhof gab es Musik:

Auf der Bauernbühne spielten die Jamestown Ferry-Band aus Liebenwalde und vermitteltelt Country-Feeling

Parallel dazu lief ein Schachturnier mit 60 Kämpfern und es konnte sich auch das Publikum am königlichen Spiel beteiligen:

Im morbiden Ambiente lief ein Schachturnier mit über 60 Teilnehmern, aber auch Besucher konnten sich an das königliche Spiel wagen. Am Sonntag konnte man auf dem Heusinger-Hof auch Simultanschach gegen einen FIDE-Meister spielen.

Auch am 3. Tag hatten noch 6 Höfe geöffnet, darunter auch der Heusingerhof mit vielen Angeboten, wie z.B. der Falknerei, Essen und Trinken, Kinderspielen und Musik.

Einen besonderen Höhepunkt aber bildete zum Abschluss der Landpartie nach einem Heugottesdienst in der Immanuelkirche und einem zünftigen Frühschoppen mit den Original Schorfheidern eine prominent besetzte Podiumsdiskussion auf dem Lindenplatz, wo es um das Thema der Tage der Offenen Höfe, die weitere Entwicklung des Dorfes und der Gemeinde im Kontext der Auszeichnung von Groß Schönebeck als Preisträger des Europäischen Dorferneuerungspreises 2018 ging. Rainer E. Klemke vom Bürgerverein Groß Schönebeck/Schorfheide hatte dazu eingeladen und aktuellen Probleme auf den Tisch gepackt, die es auf den verschiedenen Verantwortungsebenen zu lösen gilt:

Es gab viel zum Nachdenken bei der Podiumsdiskussion mit (v.l.n.r.) Ortsvorsteher Andreas Zeidler, Bürgermeister Uwe Schoknecht, Moderator Rainer E. Klemke, Fraktionsvorsitzender der Linken im Landtag Ralf Christoffers, Landrat Daniel Kurth, Prof. Jürgen Peters von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde

Erfreuliches von vom Landrat zu hören: Groß Schönebeck könnte im Rahmen des Landesentwicklungsplanes wieder eine Mittelpunkt-Funktion zugewiesen werden, was sich auch in einem Zuschuß in Höhe von 100.000 € niederschlagen wird. Christoffers und Kurth werden sich weiterhin mit Bürgermeister Schoknecht für ein schnelles Internet einsetzen. Man sei sich einig, dass für eine Zukunft im ländlichen Raum eine stabile und starke Internetverbindung so wichtig sei, wie der Wasseranschluss. Es sei ein Fehler gewesen, so Christoffers, dass man die Netze an private Betreiber gegeben habe, die nun Verbindungen nur da installieren, wo die entsporechenden Profite sicher seien. Nun müsse sich auch das Land durch verstärkte Landesmittel engagieren. Auch der Kreis und die Gemeinde sehen sich in der Pflicht, das ihnen finanziell Mögliche zu tun. Hinsichtlich der Verkehrsanbindung soll die Stammstrecke der NEB nach Gesundbrunnen wieder belebt werden und eine kürzere Taktung erhalten. Ortsbeirat und Bürgerverein werden dazu noch eine Unterschriftenaktion/Petition starten, um diese Pläne zu unterstützen, da es am südlichen Ende der Strecke vor und in Berlin bereits einige Anwohnerinitiativen gibt, die die Planungen nach dem Motto "Heiliger St. Florian, verschon mein Haus, zünd' andere an!" verhindern wollen. Daher ist es für die politische Debatte sehr wichtig, dass aus der Schorfheide die Forderungen ebenfalls hörbar werden. Prof. Peters plädierte für eine stärkere ökologische Orientierung, dike auch bei jedermann im Garten anfängt, denn Artenvielfalt ist hier durch Blumenwiesen (wie exemplarisch vor dem EDEKA-Markt vorgeführt) und die Anpflanzung von verschiedenen Blühsträuchern (gegen die Thujamonokultur, die der Tierwelt nicht nutzt).

Hinsichtlich des nun beschlossenen Ausstiegs aus der Straßenanliegerfinanzierung zeigten sich alle politischen vertreter auf dem Podium kritisch, weil dadurch zwar der öffentliche Druck auf die Politik abgemildert werde, für den Straßenbau letztlich aber nicht mehr, sondern weniger Mittel zur Verfügung stünden, weil die einsetzbaren Steuermittel sehr begrenzt seien. Die Landesregierung habe zwar zusätzliche Mittel zugesagt, die würden aber bei weitem nicht die vorhandenen aktuellen Bedürfnisse abdecken. Man müsse darüber nachdenken, die Ausbau-Standards abzusenken, um den Status jetzt zu sichern, an den Ausbau der gerade in Brandenburg und auch in der Gemeinde vorhandenen vielen Sandstraßen sei gar nicht zu denken. Zudem schaffe das neue Gesetz, das im Übrigen nicht für den Bau neuer Siendlungen gelte, Unzufriedenheit bei den Bürgern, die bis zum Inkrafttreten der neuen Regelungen ihre Anliegerbeiträge entrichtet hatten.

Bericht dazu in der MOZ unter:
https://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1735603/

Hier geht es zum Film des ODF über den 7. Tag der Offenen Höfe: